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10.07.2020
Facebook-Kommentar von Heinz-Jürgen Krug
Top-Propaganda durch Top-Ökonomen
Wie nach der Aufgabenstellung durch den Unternehmerverband Gesamtmetall (siehe https://www.facebook.com/notes/heinz-j%C3%BCrgen-krug/pfingstlese-ii/3333656976667850/ ) und aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu erwarten, melden sich nun als willige Verbündete und Lobbyisten der Kapitalinteressen die einschlägigen „Top-Ökonomen“ zu Wort. Als deren momentan topster Lars Feld, „Chef der Wirtschaftsweisen“. Der meint im Top-Medium FOCUS (https://www.focus.de/finanzen/boerse/konjunktur/chef-der-wirtschaftsweisen-top-oekonom-fordert-maessigungen-beim-gehalt_id_12190632.html ) es könne "nicht so üppig weitergehen" wie in den letzten Jahren. Und natürlich meint er damit nicht Unternehmensgewinne, Dividenden und Boni für die Topmanager, sondern Löhne und Gehälter. Nun hat es ja tatsächlich in 2019 endlich mal deutlich über der Inflationsrate liegende Tarifabschlüsse gegeben und der Mindestlohn wurde gegenüber 2017 um 3,96 % auf geradezu üppige 9,19 Euro angehoben. Wie sieht es also in einem mehrjährigen Vergleich aus?
Blicken wir zurück zum Anfang des Jahrzehnts ins Jahr 2011 (nach der großen Krise von 2008/2009):
Von da an bis 2019 stieg die Lohnquote (also der Anteil der Löhne und Gehälter der abhängig Beschäftigten am gesamten Volkseinkommen) doch tatsächlich um üppige 7,1 Prozent. Allerdings stieg im gleichen Zeitraum der Anteil der abhängig Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung um noch üppigere 7,3 Prozent, also für den/die durchschnittliche einzelne Beschäftigte/n war es doch eher Essig mit der üppigen Lohnentwicklung. Und das, obwohl im gleichen Zeitraum die Arbeitsproduktivität (der nach Topökonom Feld die Lohn-/Gehaltsentwicklung so rasant davoneilte) je Erwerbstätiger/m immerhin um 2,6 Prozent gestiegen war.
Selbst wenn der Betrachtungszeitraum auf die letzten fünf Jahre seit der Mindestlohneinführung 2015 beschränkt wird, sieht es für die Lohn- und Gehältsempfänger nur minimal üppiger aus:
Lohnquote: + 5,56 Prozent
Anteil abhängig Beschäftigte + 4,3 Prozent
Produktivität: +1,9 %
Hoffen wir, dass zumindest Herr Feld sein karges Professorengehalt mittels diverser Beiratsposten und als Keynotes-Speaker etwas verüppigen konnte.
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zu des Top-Ökonomen Bernd Raffelhüschens Behauptung, dass die Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie mehr Menschenleben kosten, als sie bewahren, gibt es ein paar sinnvolle Nachfragen auf https://www.wissenschaft.de/scienceblogs/herr-raffelhueschen-wo-ist-ihre-studie-gesundheits-check/
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